Sanatorio de Abades

Wanderung von El Porís de Abona nach Abadés.

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Diese Wanderung führt durch die heißeste, staubigste, trockenste, windigste und hässlichste Gegend Teneriffas. In den Reiseführern ist sie aus diesen Gründen nicht zu finden, aber es gibt überraschende Dinge zu sehen. Ziel ist die Geisterstadt der ehemaligen Leprastation von Abadés. Sie wurde als eine Art Internierungslager für Leprakranke Mitte der 1940er Jahre gebaut. Glücklicherweise ging sie aber nie in Betrieb, da Medikamente gegen die Lepra entwickelt wurden. In wüstenhafter Umgebung stehen heute die Ruinen des Krankenhauses, des Krematoriums, zahlreicher Bungalows und Verwaltungsgebäude, und eine monumentale Kirche auf der Hochfläche nördlich des Ortes Abadés.

Der Beginn der Wanderung ist in dem kleinen Ort El Porís de Abona, der direkt unterhalb der Autobahn liegt, ungefähr da, wo die vielen Windräder stehen. Er ist überraschend hübsch mit einem kleinen sandigen Strand, mehreren Badeanlagen und -stegen, und einer kurzen Promenade.

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Am Südende der Promenade, neben dem gelben „Hochhaus“, gibt es einen großen, steinigen Parkplatz, von der Durchgangsstraße des Ortes biegt man bei der Post ab. Von der Promenade aus sieht man schon das erste Etappenziel: den rot-weißen Leuchtturm von Abona.
Vom Ende der Promenade folgt man dem Asphaltsträßchen, nach dem letzten Haus kann man gleich einen Bogen abkürzen. Vor der nächsten Häusergruppe steht ein Fischerboot, danach mündet das Sträßchen wieder in die Hauptstraße.

Dort geht man geradeaus auf einer Schotterpiste weiter und kommt an einigen weiteren steinigen Badebuchten vorbei. Man sieht dann einen Wanderweg, der über eine Anhöhe zum nächsten, etwas größeren und sandigen Strand unterhalb einer Häusergruppe führt.

Am anderen Ende des Strandes geht ein gepflasterter Weg nach oben. Von dort könnte man geradewegs auf den Leuchtturm zu laufen, aber schöner ist es, wenn man sich immer möglichst nah am Ufer hält, es gibt gut sichtbare Wege, und verlaufen kann man sich nicht. Je näher man zum Leuchtturm kommt, um so wilder wird die Küste.

Der Leuchtturm wurde 1976 gebaut. Daneben steht noch das alte Gebäude von 1902.

Einen Artikel über alle Leuchttürme der Insel findest du hier: Ganz weit draussen.

Einmal rund um den Leuchtturm fliegen?

Vom Leuchtturm aus sieht man schon im Landesinneren die Ruinenstadt, dahinter die Windräder. Mehrere Schotterpisten, die von Motocross und Montainbikern benützt werden, führen dort hinüber. Es ist aber ratsam noch ein Stück an der Küste weiter zu gehen, bis zu einer Anhöhe, von der aus man dann auch den Ort Abadés sehen kann.

Das Gelände der Ruinenstadt erkundet man nach Belieben, man entdeckt in den Ruinen auch viele interessante Graffiti.

Noch mehr Fotos aus der Geisterstadt findest du in dieser Bilderstrecke.

Bis zum Jahr 2002 war das gesamte Gebiet Militärgelände, dann verkaufte es das Verteidigungsministerium an die italienische Investitionsgesellschaft Playa de Arico SL, kontrolliert von einer Familia Giacomini, die dort zwei Golfplätze und Hotelanlagen mit 1400 Betten errichten wollte. Alberto Giacomini hatte schon 1975 die ersten Parzellen des Geländes gekauft, konnte seinen Traum aber nie erfüllen. Die touristische Entwicklung wurde blockiert durch den Bodennutzungsplan, der keine Bebauung zulässt, und dem Schutzplan des historischen Erbes. Seit 2017 basteln die zuständigen Verwaltungen an einem Sonderplan, einem Übergangsplan, und einem Schutzplan für die Natur. Im September 2018 wurde bekannt, dass nun keine Golfplätze gebaut werden sollen, sondern ein Erholungspark, und statt zwei Hotels an der Küste nun vier Hotels nahe der Autobahn.

Am höchsten Punkt steht die Kirche, von außen ein hässlicher Betonblock. Innen steht man aber erstaunt vor einigen farbigen Wandgemälden.

Hier noch zwei Videos:

Ganz vorne auf der Halbinsel steht ein einzelnes rotes Haus. Die Geschichte dazu gibt es hier: Ein rotes Haus am Meer.

Links von der Kirche führt ein Weg hinunter zum Strand von Abadés, den man schon von oben sieht.

Der ab 1986 ausgebaute Ferienort ist auf den ersten Blick erstaunlich hübsch, hat eine kleine Plaza mit ein paar Restaurants und Bars, aber wirkliches Leben gibt es hier nur an warmen Sonntagen, wenn sich Parkplatz und Strand mit Wochenendausflüglern füllen. Geht man weiter hinten durch die Straßen, sieht es bisweilen recht trostlos aus.

Der Strand ist sehr beliebt, weil er durch die vorgelagerte Halbinsel windgeschützt ist. In der Bucht gab es eine der größten Unterwasserwiesen Teneriffas, die leider durch den Ausbau des Ortes immer mehr in Gefahr ist.

Wie sich der Ort entwickelt hat, und wie dadurch die Natur zerstört wurde, und wie sie noch weiter gefährdet ist, kannst du in diesem Video sehen:


Für den Rückweg könnte man dieselbe Route nehmen, aber interessanter ist die Abkürzung durch das wirklich hässliche Hinterland. In dem Tal zwischen Ort und Kirche beginnt ein Weg, der langsam am Hang unterhalb der Kirche aufsteigt und auf die Höhe hinauf führt. In Sichtweite der Autobahn und der Windräder hält man sich leicht rechts weiter aufwärts und orientiert sich an einer Stromleitung, die zum Leuchtturm geht. Nach der höchsten Stelle geht unter der Stromleitung hindurch eine Schotterpiste wieder bergab, und man sieht in der Ferne schon wieder El Porís.

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Interessant ist dann noch eine unvollendete Straße, bei der nur die Gehwege gebaut wurden, und die Ruine eines Ferienlagers mit Schwimmbad. Es wurde nie in Betrieb genommen. Die seltsamen „Indianerzelte“ wurden mal von dem Künstler Lauro Samblás etwas verschönert. Der Lack ist aber längst abgeblättert.

Etwas unterhalb überquert man die nagelneue Asphaltstraße und kommt auf demselben Weg zurück nach El Porís.


Gehzeiten:
El Porís – Leuchtturm: 45 min
Leuchtturm – Ruinenstadt: 25 min
Kirche – Abadés: 10 min
Abadés – El Porís: 40 min

Gesamtlänge: 8,5km
Höchster Punkt: 65m, tiefster Punkt: 0m

Wer etwas weniger gehen will, fährt mit dem Auto bis zur Playa Grande. Oberhalb des Strandes gibt es Parkmöglichkeiten.

Bemerkung:
Schotterpisten sehr staubig, Wanderwege sehr felsig, kein Schatten, keine nennenswerten Anstiege.

Aktualisierung September 2019

Die Verwaltung von Arico hat nun an 15 Zugangswegen zum Gelände der Geisterstadt Schranken und Steinblöcke angebracht, um zu verhindern, dass dort das illegale Campen überhand nimmt. In einem der Gebäude hausten drei Familien, die sich dort dauerhaft eingerichtet hatten. Auch an den Stränden wurden die Camper aufgefordert, mit ihren Fahrzeugen zu verschwinden.

Aktualisierung 20.01.20

300 Millionen Euro, 1,7 Millionen Quadratmeter, 3000 Betten in 4 Hotels der 5-Sterne-Kategorie, 1500 Arbeitsplätze. Das sind einige der Zahlen des Tourismuskomplexes Punta de Abona, der sich nun konkretisiert. Alessandro Cortesse, Vorsitzender des Verwaltungsrats der Investitionsgesellschaft Playa de Arico S.A., wartet nur noch auf den technischen Bericht der kanarischen Regierung, um den endgültigen Prozess der Ausschreibung in die Wege zu leiten. Die Zustimmungen der Gemeinde Arico und des Cabildo liegen bereits vor. So soll es einmal aussehen:

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300 000 m² werden die Flächen für Hotels benötigen, 400 000 m², sind für eine Küstenpromenade vorgesehen. 560 000 Quadratmeter des Ruinengeländes werden renaturiert, 50 000 Quadratmeter stehen für Parkanlagen zur Verfügung. Die Nachhaltigkeit und die an die Umwelt angepasste Bebauung wird von den verantwortlichen Planern besonders hervorgehoben. Die Hotelgebäude werden nicht an der Küste stehen und werden von der Autobahn aus nicht sichtbar sein. Die Bauzeit wird mit drei Jahren veranschlagt.

Aktualisierung Juli 2021

Die kanarische Regierung hat über das touristische Megaprojekt die endgültige Entscheidung getroffen: Es darf nicht gebaut werden.

Den Ausschlag gegeben haben ein Käfer (pimelia canariensis) und ein Busch (atractylis preauxiana), zwei vom Aussterben bedrohte Arten, sowie einige andere bedrohte Pflanzenarten im geschützten und empfindlichen Naturraum der Punta de Abona.

Für die Gemeinde Arico ist das ein herber Rückschlag, denn sie hatte in dieses Projekt große Hoffnungen gesetzt, an der touristischen Entwicklung teilzuhaben. Der lokale Bodennutzungsplan, der auf einer Fläche von 178 Fußballfeldern die radikale Umgestaltung der Naturlandschaft vorsah, war aber noch nicht von der Regierung genehmigt.

Karte Wanderung:
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Gehe zu Google Map:

Noch mehr geniale Fotos aus der Geisterstadt findest du in dieser Bilderstrecke.

Track für Google-Earth oder Wanderung als pdf ? -> Lies nach auf der Seite SERVICE und schreib eine Email

Wie ein ganzes Feriendorf zerfällt, erfährst du in diesem Bericht: Tschernobyl. Und mehr „Lost Places“ gibt es auf der Seite Verlassenes.


Artikel-Nr. 03-01C9EA95

4 Gedanken zu “Sanatorio de Abades

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